… wobei es mir lieber wäre, die Krischen wären betroffen von dem eigenen Mäntelchen-über-Alles-decken statt so wie jedes andere markttaugliche Unternehmen offensiv und progressiv mit Fehlern umzugehen. Aber lassen wir einen Promi dazu sprechen:
»Die Kirche rollt durch die neue Zeit dahin wie ein rohes Ei. So etwas von Empfindlichkeit war überhaupt noch nicht da. Ein scharfes Wort, und ein ganzes Geheul bricht über unsereinen herein: Wir sind verletzt! Wehe! Sakrileg! Unsere religiösen Empfindungen… Und die unseren-? Halten Sie es für richtig, wenn fortgesetzt eine breite Schicht des deutschen Volkes als „sittenlos“, „lasterhaft“, „heidnisch“ hingestellt und mit Vokabeln gebrandmarkt wird, die nur deshalb nicht treffen, weil sie einer vergangenen Zeit entlehnt sind? Nehmt ihr auf unsere Empfindungen Rücksicht? Ich zum Beispiel fühle mich verletzt, wenn ich einen katholischen Geistlichen vor Soldaten sehe, munter und frisch zum Mord hetzend, das Wort der Liebe in das Wort des Staates umfälschend – ich mag es nicht hören. Wer nimmt darauf Rücksicht?«
Kurt Tucholsky, dt. Schriftsteller, 1890-1935